Ich hatte im Juni Geburtstag. Und weil ich da schon schwanger war, habe ich unter anderem einen Gutschein geschenkt bekommen. Die liebe Ewelina wollte gerne, dass ich mich bei einer Thai-Massage, genauer gesagt einer “Schwangerschaftsmassage” im nahegelegenen “Sinthorn Asia Wellness” verwöhnen lasse.
Uh-oh. Nicht falsch verstehen: Massagen sind etwas ganz Tolles, natürlich auch für mich. Aber ich bin so ziemlich der unentspannteste Mensch, den ich kenne. Mich fallen zu lassen ist schwierig. Vor anderen fremden Menschen ausziehen auch. Von fremden Menschen anfassen lassen erst Recht. Unter anderem deswegen sind auch erst einige Wochen ins Land gegangen, bis ich einen Termin vereinbart hab. Außerdem wollte ich noch ein bisschen abwarten, weil es mir im zweiten Trimester eh verhältnismäßig blendend ging, und ich eine Massage ein bisschen als “Perlen vor die Säue” einschätzte. Wie dem auch sei. Der 8. Monat ist angebrochen, die Wehwehchen nehmen täglich zu und ich wollte den Gutschein natürlich auch nicht verfallen lassen. Daher ging es dann heute Nachmittag mit Herzklopfen und vielen Beklemmungen auf nach Gummersbach zur Thai-Massage.
Aufgeregtheit vor der Thai-Massage
Ich war ein bisschen zu früh da, weil ich nicht wusste, wie es mit den Parkplätzen dort bestellt ist. Parkplätze gibt es übrigens ohne Ende, also falls jemand vorhat, demnächst dort einzukehren, ist es nicht nötig sehr viel früher loszufahren.
Als ich eintrat, hat meine Masseurin mich gleich begrüßt und gebeten, noch einen Augenblick Platz zu nehmen. Dann holte sie mich ab und brachte mich zu einer kleinen Empore, auf der Stühle standen vor denen Fußbecken eingelassen waren. Ich sollte meine Schuhe und Socken ausziehen und meine Füße in diesem mit Rosenblättern dekorierten Becken baden. So weit, so gut. Als die Masseurin mir dann die Füße noch etwas abwusch und abtrocknete, war mir das aber gleich ein bisschen unangenehm. Ich musste mir im Kopf immer wieder sagen: “Es ist eine ganz normale Dienstleistung. Kein Grund, sich dabei blöde vorzukommen.” Mit Blick auf meine in den letzten Tagen leider sehr angeschwollenen Füße fragte sie mich, ob ich hohen Blutdruck habe. Tatsächlich ist er manchmal leicht erhöht, aber kein Grund zur Sorge. Außerdem fragte sie mich, ob ich irgendwo Schmerzen habe, ob es meine erste Schwangerschaft sei und wie weit die fortgeschritten ist. Und natürlich, ob es ein Junge oder Mädchen wird. Sie sagte, dass sie wegen der Schwangerschaft etwas sanfter zupacken würde.
Bevor es in die Kabine ging, war ich noch schnell auf der Toilette. Primär, weil ich so aufgeregt war, aber auch weil ich nicht einschätzen konnte, ob das gut geht. Immerhin sollte die Massage ganze 50 Minuten dauern.
Ich sollte mich bis auf die Unterhose ausziehen und mich dann seitlich auf die Liege legen. Da ich wohl etwas hektisch ans Werk ging (kein Wunder, wo ich doch so aufgeregt war!), meinte sie zu mir, ich solle ganz ruhig machen. Wie man das eben so macht, wenn man sich auszieht während eine Fremde zeitweise mit im Raum ist. Augen zu und durch und ab auf die Liege, wo ich dann zum Glück gut mit einigen Handtüchern abgedeckt wurde.
Thai-Massage — angenehmer als erwartet
Die Massage an sich war zum allergrößten Teil sehr angenehm. Als ich es zwischendurch schaffte nicht darüber nachzudenken, wie merkwürdig es ist, so stellenweise schon intim berührt zu werden, konnte ich es sehr genießen. Je nachdem, welche Stellen meines Körpers gerade aufgedeckt wurden oder als ich mich umdrehen sollte, hab ich natürlich auch wieder viel Schamgefühl gehabt, aber wahrscheinlich hat die Masseurin auch schon Schlimmeres gesehen und auch das Mantra “Es ist eine ganz normale Dienstleistung” musste wieder herhalten.
Als die Masseurin meinen rechten, angeschwollenen Fuß massiert hat, tat das schweineweh, aber unmittelbar nach der Massage war es viel besser, deswegen gehe ich davon aus, dass das insgesamt etwas Gutes war. Der Großteil der Massage war sehr schön und entspannend. Nur ganz selten tat es etwas weh. Dann hab ich mich aber immer gefragt: Oha, wenn das jetzt die sanfte Variante für Schwangere ist, dann werden alle anderen aber gefordert. Ich konnte den Druck aber doch recht locker aushalten.
Die mehr als 50 Minuten gingen dann doch erstaunlich schnell vorbei. Nachdem ich kurz auf der Liege sitzen geblieben war, zog ich mich mich wieder an. Im Foyer, wo ich auch vor der Massage gewartet hatte, stand eine Tasse Tee für mich bereit. Das fand ich einen ganz zauberhaften Abschluss. So musste man nicht direkt von der Liege ins Auto und somit zurück in den Alltag schweben, sondern konnte noch ein bisschen verharren und die Nachbeben genießen. Nach dem Tee also Badelatschen wieder gegen Straßenschuhe getauscht, Gutschein an der Theke abgegeben, ein bisschen was in die Trinkgeldschale gelegt und dann ab nach Hause.
Fazit: Mir wurden zum ersten Mal in meinem Leben die Füße gebadet und ich bin von einer Fremden an Stellen angefasst worden, die noch nie jemand angefasst hat. Wenn man das Schamgefühl ablegt, ist so eine Massage wirklich ein Traum. Vor allem die Massage der Hände empfand ich als äußerst angenehm. Und auch — obwohl das anfangs besonders komisch war — die Massage der Beine. Ich glaube, dass mich das wirklich gut entkrampft hat. Ob ich mir nochmal so ein Stündchen gönne vor Ende der Schwangerschaft, weiß ich aber noch nicht. Vielleicht statte ich dem Sinthorn Asia Wellness lieber nochmal unschwanger einen Besuch ab. Aber das erste Mal Thai-Massage wird wohl nicht das letzte Mal bleiben.
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