Niemals – und ich meine niemals! – hätte ich erwartet, dass ich nur 14 Monate nach dem letzten Nachruf schon wieder einen schreiben muss. Unser Babykater, der kleine Toni, kommt nicht mehr nach Hause.
Ich hatte den ersten guten Tag seit Langem, Martin und Franziska waren schon im Bett, als es sehr spät noch klingelte. Im ersten Moment war ich nur sauer, weil Franziska dadurch wach wurde und geschrien hat. Aber als die Nachbarin mit versteinerter Miene vor mir stand, war gleich klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. “Ich hab gerade einen Anruf bekommen – eure Katze …” – “Welche?” – “Toni.”
Zu dem Zeitpunkt hatten wir ihn noch gar nicht wirklich vermisst. Er war zwar immer noch mehr zu Hause als unterwegs, aber seine Ausflüge dauerten inzwischen auch schon mal über Nacht. Er wurde einfach immer mutiger und offener. Die Hauptstraße hätte er aber wohl besser auslassen sollen. Martin hat ihn nahezu an derselben Stelle geborgen wie Kowalski – nur an der gegenüberliegenden Straßenseite.
Als Toni damals zu uns kam, so kurz nach Kowalskis Tod, war das für mich eigentlich viel zu früh. Ich hatte das alles noch gar nicht verdaut, war schwanger, was meine Emotionen zusätzlich Achterbahn fahren ließ. Und dann hat er mein Herz – zwar nicht im Sturm, aber doch – erobert.
Toni, unser kleiner Gourmet, der sich mehr für Menschenessen begeistern konnte als für Futter aus der Dose. Er war ja schon manchmal eine kleine Arschgeige. Aber eine süße. Und er hat sich sehr gut gehalten gegen Bailey. Der hat ihn nämlich bis zum Schluss nicht so richtig akzeptiert. Und auch wenn es meistens relativ neutral zwischen den beiden war: Ab und zu hat Bailey leider richtig schlimm zugebissen. Und Toni „durfte“ nicht mehr in unser Schlafzimmer, daraus wurde er von Bailey immer vertrieben. Nein, so richtig harmonisch war es nie zwischen den beiden. Und trotzdem ist Bailey nach Tonis Ableben hier erst einmal herumgelaufen wie Falschgeld und wir sind uns sehr sicher, dass er den kleinen Puper gesucht hat und ihn doch irgendwie vermisst.
Genau wie wir.
Toni, es war ein Freudenfest. Schade, dass du nicht mehr bei uns bist und dass Franziska nicht gemeinsam mit dir aufwachsen darf. Am Tag vor deinem Tod habt ihr zum ersten Mal zusammen gespielt und ich werde noch lange mit Freude daran denken. Tschüsschen.